Forschungsschwerpunkte

Eine vollständige Übersicht über die einzelnen im Projekt durchgeführten Forschungsarbeiten finden Sie unter "Arbeitsstand des Projektes".

Im Folgenden werden die wichtigsten wissenschaftlichen Themenschwerpunkte des Forschungsprojektes (Modul I) genannt:

1. Raum- und Dismigrationsverhalten

  • Fang und telemetrische Überwachung adulter Waschbären zur detaillierten Untersuchung der Aktionsraumgrößen, Schlaf- und Wurfplatzwahl, Habitatnutzung und des Raum-Zeit-Verhaltens
  • Fang und telemetrische Überwachung juveniler Waschbären zur Untersuchung des zeitlichen und räumlichen Verlaufs der Familienauflösung sowie des Dismigrationsverhaltens
  • Analyse von räumlichen Bewegungsmustern in Bezug auf landschaftsgenetische Ergebnisse

Das Aufsuchen der Tagesschlafplätze der sendermarkierten Waschbären erfolgt nach der Methode des Homing.

Während der Aktivitätszeit in den Nachtstunden werden die Waschbären aus den mobilen Telemetrieanlagen mittels Triangulation geortet.

Mobile Telemetrieanlagen

Ab einem Mindestgewicht > 2.000 g werden die juvenilen Waschbären mit speziellen expandierenden UKW-Halsbandsendern ausgestattet.

Jungtier mit expandierenden Halsbandsender

Freilassen einer jungen Waschbärfähe. Manchmal werden auch die Forscher selbst gründlich untersucht.

2. Sozialsystem

  • Telemetrische Untersuchung der intraspezifischen Raumnutzung der Waschbären (statische und dynamische Interaktionsanalysen)
  • In Kooperation mit der Universität Landau (Institut für Umweltwissenschaften) werden molekularbiologische Analysen zum Nachweis von Verwandtschaftsbeziehungen und Reproduktionserfolgen der Rüden (Vaterschaftsanalysen) durchgeführt

Projektmitarbeiter bei der täglichen Schlafplatzortung von sendermarkierten Waschbären im Müritz-NP.

GWN-Mitglied bei der telemetrischen Verfolgung eines sendermarkierten Waschbären im Müritz-Nationalpark

Gelbild von 16 Waschbär-DNA-Proben (DNA-Agarosegel, in 1x TAE-Puffer).

Gelbild von Waschbär-DNA

Enge soziale Bindungen zwischen erwachsenen Rüden zeugen von dem hochkomplexen Sozialsystem der Waschbären.

Fotofallenbild koalierender Rüden

Mit Hilfe genetischer Analysen soll geklärt werden, ob es sich bei den "koalierenden" Rüden um verwandte Tiere handelt.

Fotofallenbild von zwei ausgewachsenen Waschbärrüden

3. Populationsdichte

  • Fang-Markierung-Wiederfang-Untersuchung (Capture-Mark-Recapture-Methode)
  • Fotofallenmonitoring auf der Basis der Fang-Wiederfang-Methode mittels individueller Farbmarkierungen der Tiere
  • Erprobung weiterer Methoden zur Populationsdichtebestimmung (Fang-Wiederfang-Experiment mit Hilfe von DNA-Analysen auf der Grundlage nicht-invasiv gewonnener Kotproben)

Gefangener Waschbärrüde in einer selbstgebauten Holzkastenfalle. März 2006

Farbmarkierter Waschbärrüde in Narkose. Serrahn, Februar 2007

Fotofallenbild eines farbmarkierten subadulten Waschbärrüden im Serrahn, August 2008

Fotofallenbild eines farbmarkierten Waschbären

Fotofallenbild eines farbmarkierten adulten Waschbärrüden. Serrahn, Februar 2008

Fotofallenbild eines farbmarkierten Waschbärrüden

Markierung eines narkotisierten Waschbären mit spezieller Tiermarkierungsfarbe.

Farbmarkierung eines narkotisierten Waschbaeren

Neben Flügelohrmarken und Farbmarkierungen werden die gefangenen Waschbären mit einem Transponder individuell markiert.

Transponder-Markierung eines narkotisierten Waschbären

4. Nahrungsökologie

  • Exkrementanalysen - Die Nahrungsreste im Kot der Waschbären geben detaillierte Auskunft über das saisonale Nahrungsspektrum
  • Analyse der Mageninhalte erlegter und verunfallter Waschbären

Als Latrinen nutzen die Waschbären im Müritz-Nationalpark häufig alte umgestürzte Bäume am Ufer von Gewässern. September 2006.

Projektleiter Frank Michler beim Ablesen einer typischen Waschbärlatrine im Müritz-Nationalpark. März 2007

5. Reproduktionsbiologie

  • Ermittlung des Reproduktionsstatus erlegter und verunfallter Waschbären anhand der Auszählung von Gelbkörpern, Embryonen und Uterusnarben
  • Bestimmung der Wurfgröße durch telemetrisches Aufsuchen der Wurfplätze sowie des intensiven Einsatzes von Wildkameras
  • Serologische Untersuchungen der Progesteronkonzentration gefangener Waschbären, um den Prozentsatz trächtiger Weibchen zu bestimmen
  • Telemetrische Untersuchungen zur Determinierung der Paarungs-/Fortpflanzungszeiten
  • Vaterschaftsanalysen mittels hochvariabler Mikrosatelliten
  • Molekularbiologische Analysen zur MHC-abhängigen Partnerwahl

Durch telemetrisches Aufsuchen der Wurfplätze und anschließendes Erklettern der Wurfbäume (unten rechts) können Aussagen zur jeweiligen Wurfgröße gemacht werden. Foto: Ingo Bartussek

Acht Wochen altes Jungtier beim Verlassen des Wurfbaumes.

Durch den intensiven Einsatz von Wildkameras kann die Anzahl an Jungtieren genau dokumentiert werden.

Fotofallenbild von sendermarkierter Waschbärfaehe mit ihrem Nachwuchs

Bei Abwesenheit der Muttertiere werden zur Bestimmung der Wurfgröße die Wurfplätze erklettert.

Erklettern eines Wurfbaumes zur Ermittlung der Wurfgroesse

6. Todesursachenanalyse

  • Alle im Untersuchungsgebiet tot aufgefundenen Waschbären werden einer Todesursachenanalyse unterzogen. Die pathologischen Untersuchungen werden durch das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) Berlin durchgeführt.

Bergung eines verendeten Wasch-bärrüden aus einem Niedermoorkomplex im Müritz-Nationalpark.

Bergung eines verendeten Waschbärrüden

Pathologische Untersuchung einer im Untersuchungsgebiet tot aufgefundenen Waschbärfähe am IZW in Berlin.

Pathologische Untersuchung eines Waschbären am IZW
  • Im Zusammenhang mit dem Auftreten von Staupe (CDV) werden für serologische Analysen (Antikörpernachweise) von den gefangenen Waschbären Blutproben entnommen.

Entnahme einer Blutprobe von einem immobilisierten Waschbärrüden.

Blutentnahme an einem narkotisierten Waschbären

7. Populationsstruktur

  • Populationsökologische Untersuchungen an erlegten und verunfallten Waschbären
    • Ermittlung von morphologisch-anatomischen Daten
    • Altersstruktur (Altersbestimmung mittels Zahnschnitten der oberen Canini)
    • Geschlechterverhältnis
  • Erhebung autökologischer Daten bei gefangenen Waschbären

Erlegte und im Straßenverkehr verunfallte Waschbären aus dem größeren Umfeld des Untersuchungsgebietes werden für Sektionsanalysen verwendet.

Fotos: Ingo Bartussek


Jeder gefangene Waschbär wird im Rahmen der autökologischen Datenerhebung phänotypisch genauestens dokumentiert.

Fotografische Dokumentation eines narkotisierten Waschbären

Gaumenpigmentierung eines adulten Waschbärrüden.

Gaumenpigmentierung Waschbaer

8. Epidemiologische Untersuchungen

  • Parasitologische und histo-pathologische Analysen an gesammeltem Waschbär-Todmaterial
  • Absammeln von Ektoparasiten bei gefangenen Waschbären

Der Waschbärspulwurm (Baylisascaris procyonis) kann als Zoonose beim Menschen in seltenen Fällen das Krankheitsbild einer Baylisascariose hervorrufen.

Freipräparierter Magen-Darm-Trakt einer adulten Waschbärfähe. Duch Sektionsanalysen können Endoparasiten diagnonstiziert werden.

Sektionsanalyse von ID 2003

Öffentlichkeitsarbeit (Modul II)

Die Projektleiter Frank-Uwe Michler und Berit A. Michler bei Dreharbeiten zu einer Dokumentation über Waschbären.

Dreharbeiten im Projekt Waschbaer